Zu früh gefreut, zu schnell gelacht
Zwei, drei Tage, und meine Welt sieht ganz anders aus. Sind es die Nachrichten (Israel), ist es die ausbleibende Antwort? Mir ist kalt und elend, eisige Wellen überlaufen mich, und nur die Arbeit lenkt ab und verhindert, dass ich mich ins Bett stehle oder vom Balkon. (Vielleicht/hoffentlich bin ich einfach nur krank, wer weiß?)
Es fordern jetzt einige (so etwa der von mir schon lange für seine immer so intelligenten Texte bewunderte Murat Kayman in dem Post Die Zukunft der Muslime in Deutschland), dass andere sich äußern mögen zum Terror, und ich verstehe die Forderung, grundsätzlich jedenfalls. Aber: Wenn man jetzt von jedem Muslim, jeder Muslima, jedem muslimischen Verband in auch nur ansatzweise herausgehobener Stellung fordert, dass sich geäußert werden muss, sind wir dann nicht schon in einem ganz grauenvollen Misstrauen gefangen? (Ich weiß, ich weiß, es gibt Anlässe für diese Forderung, denn die Angesprochenen [mit denen ich, Disclosure, teilweise bereits zusammengearbeitet habe] haben sich offenbar so geäußert, dass man misstrauisch werden könnte/konnte, dennoch …)
Selbst arbeite ich weiter und denke beim Lektorieren eines Textes (ausgerechnet zum Thema Muslimischer Antisemitismus, erhalten am 6.10., Abgabe nächste Woche, der Autor ist Muslim und selbst gefragter Kommentator zu dem Thema), wie sich dort die mit denen bekriegen, während der schlimme Teil der Verwandtschaft und Bekanntschaft sich freut, dass es auf beiden Seiten so viele Opfer gibt. Man kann nämlich (Wie kann man nur?) aus einer noch anderen Perspektive sowohl antimuslimische als auch antisemitische Gefühle pflegen — und einfach alle hassen.
So wird das nichts mit dem lockeren Wiedereinstieg ins Bloggen, merke ich gerade. Aber vielleicht hilft ja Technik, denn Tech-Kram und Influencer-mäßige Empfehlungen sind immer gern genommen. Hier lässt sich das Ganze sogar mit Bewältigungsmechanismen und Seelenhygiene verbinden, denn das unten abgebildete Boox Nova Air 2 (euroshop.boox.com/…), mein liebstes neues shiny device, das hier vor einigen Wochen einzog, hilft mir sehr, mit vielem umzugehen, über das hier daheim kein Reden ist.
Kurz zur Erklärung: Es handelt sich dabei um ein E-Ink-Gerät, sowas kennen die meisten wahrscheinlich vom Kindle, also ein primär als E-Book-Lesegerät gedachtes 7,8-Zoll-Teil, das eine raue Oberfläche hat, auf der man prima schreiben kann (mit dem weißen Stift im Bild, der türkisfarbene Füller ist nur Deko) und somit eine Art digitales Notizbuch mit vielen nützlichen Funktionen wie Handschrifterkennung und internen Verlinkungen hat. Dort also schreibe ich derzeit viel hinein, wenn der Platz im Kalender voll ist und ich mich für keinen der immer noch zahlreichen Füller entscheiden kann. Das ist vor allem unterwegs sehr praktisch, denn das Tablet ist etwa so groß und schwer wie eine A5-Kladde, der Akku hält ewig, und alle meine E-Books und PDFs sind auch dabei.
Was würde man erwarten von einem Post im Oktober? Romantische Herbstbilder, ein wenig rührselige Heimeligkeit, langsam an Weihnachten denken (also, die Streber zumindest). Stattdessen hier Herzschmerz, Nachrichten, bei denen man dankbar sein kann, dass die Bilder entweder verpixelt sind oder gleich ganz weggelassen werden, lähmende Traurigkeit. Und ich schrieb noch neulich in eine Mail, ich ließe mich nicht unterkriegen, ich sei ja ein Sonnenscheinchen. Ha, so ein Blödsinn!